Politische Gedanken. Mal aktuell, mal generell. Mit piratiger Augenklappe. Aber ohne auf einem Auge blind zu sein. Dafür mit dem Extra an Demokratie, Offenheit, Ehrlichkeit und möglichst ohne Denkblockade.
Mittwoch, 6. Februar 2013
Vom Umgang mit Inhalten - was der Fall Schavan lehrt
Nun ist erneut ein Politiker über "unsauberes Zitieren", bzw. "Flüchtigkeitsfehler" in einer Dissertation gestolpert. Als Pirat wird man häufig für einen Anhänger einer copy and paste-Kultur gehalten und man nähme es mit dem Urheberrecht nicht so genau. Von daher müsste das Piraten doch nicht aufregen, bzw. zu deren Arbeitsweise passen. Nein, das ist nicht so! Copy and paste ist eine Technik, eine sehr nützliche Technik. Man kann Inhalte Dritter innerhalb eigener Arbeiten nutzen. Das ganze wird vereinfacht, wenn man an die Quellen möglichst ohne Beschränkungen kommt (und dieses ist eine der Kernforderungen der Piraten: freier Zugang zu Inhalten). Aber was nicht geht, ist das Ausgeben von Arbeit Dritter als eigenes Werk. Das ist zwar auch copy and paste, jedoch erweitert um die Eigenschaft des Plagiierens. Das geht nicht, das ist unredlich. Wer so handelt ist kein Vorbild.
Gewiss, ein paar Fehler können mal unterlaufen und ich will nicht kleinlich sein. Der Fall unserer Ministerin Schavan ist allerdings wirklich besonders pikant. Nicht nur sehe ich generell eine zu größeren Teilen auf Plagiaten basierende Arbeit nicht gerade als gute Visitenkarte für ein Ministeramt an (und selbst wenn keine Betrugsabsicht vorlag, sondern Schlampigkeit bzw. die Unfähigkeit wissenschaftlich zu arbeiten ist das auch kein deutich besseres Zeugnis, wenngleich auch ein wenig anders gelagert - weniger ethisch moralisch, sondern einfach nur fachlich schwach), sondern in diesem Fall ist es wirklich heikel bis grotesk, da a) die Arbeit "Person und Gewissen" abhandelte (innerhalb der Theologie und Philosophie bei der man geneigt ist gewisse moralische Codices zu implizieren), und b) sie Ministerin für Bildung und Forschung ist. Ich weiß nicht, wie das sonst in der Öffentlichkeit gesehen wird, aber ich stelle an eine Ministerin dieses Ressorts eben nicht beliebige Ansprüche, sondern erwarte durchaus herausragende Eigenschaften bei der Beachtung und Verteidigung der wissenschaftlichen Werte und Arbeitskultur. Das heißt nicht, dass es nicht möglich wäre ohne Dissertation oder auch nach einer missglückten Wissenschaftskarriere oder auch ganz ohne eine solche diesem Ministerium nicht vorstehen zu können. Aber nur wenn man die Vergangenheit klar benennt und aus dem Verhalten der Vergangenheit gelernt hat und dieses nachvollziebar dargelegt und das geänderte Verhalten glaubhaft vorgelebt hat (jeder hat eine zweite, dritte, ggf. gar n-te Chance verdient). Dieses Verhalten vermisse ich jedoch bei Frau Schavan. Ein weiteres Festhalten am Amt der Ministerin betrachte ich als schädlich für dieses.
Aus Respekt vor dem Amt und zur Abwendung von weiterem Schaden, fordere ich den Rücktritt von Frau Schavan vom Amt als Ministerin für Bildung und Forschung.
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